Sam Cooke: A Change is Gonna Come (1963)
„I was born by the river
Sam Cooke: A Change is Gonna Come
In a little tent
Oh, and just like the river, I’ve been runnin‘
Ever since
It’s been a long
A long time comin‘, but I know
A change gon‘ come
Oh, yes it will“

1963 ist Sam Cooke einer der erfolgreichsten Sänger seiner Generation. Seine Hits „Cupid“, „Only Sixteen“ oder „What a Wonderful World“, vorgetragen mit butterweicher Stimme, erreichen Millionen Fans, schwarze wie weiße. Doch noch immer haben schwarze Amerikaner nicht die gleichen Rechte wie weiße. Nicht einmal ein Star wie Sam Cooke darf in allen Hotels übernachten und in allen Restaurants essen.
Während einer Tournee hört er Bob Dylans Song „Blowin‘ in the Wind“ zum ersten Mal. Ein Schlüsselerlebnis: Cooke nimmt den Song, in dem der weiße, junge Folksänger aus Minnesota gegen Diskriminierung singt, in sein Repertoir auf und spielt ihn regelmäßig. Und er traut sich nun selbst, einen politischen Song zu schreiben: darüber, wie schwierig, wie schmerzhaft und wie gefährlich es ist, als Schwarzer in den USA zu leben. Im Refrain singt Cooke von Hoffnung – und der traurige, kurz vor der Resignation stehende Ton lässt die Zuhörer ahnen, wie sehr sich Cooke zu seinem Optimismus aufraffen muss: „Es geht schon lange so, aber die Zeiten werden sich ändern.“
Die Melodie für „A Change is Gonna Come“ sei ihm im Traum zugefallen, sagt Cooke einmal, Ende 1963, nur ein paar Monate nach Martin Luther Kings „I Have a Dream“-Rede. Ins Konzert-Repertoir nimmt Cooke seinen eigenen Song nicht auf, er scheint ihm zu finster für fröhliche Club-Auftritte. Nur einmal spielt er ihn vor Publikum, nämlich am 7. Februar 1964 in der Johnny Carson Show. Zwei Tage später treten die Beatles erstmals in der Ed Sullivan-Show auf – die Sensation überstrahlt Cookes Auftritt.
Als Single erscheint der Song im Dezember, wenige Tage nach Sam Cookes Tod, er wurde in einem Motel von der Geschäftsführerin erschossen. Er erlebt nicht mehr, welche Bedeutung sein Song für die Bürgerrechtsbewegung erlangt. Otis Redding nimmt eine Fassung auf, ebenso Aretha Franklin. Als 2008 mit Barack Obama erstmals ein schwarzer Präsident der USA vereidigt wird, trägt die Soulsängerin Bettye LaVette „A Change is Gonna Come“ im Duett mit Jon Bon Jovi vor.
Martin Kaluza, August 2022