Was bisher geschah

  • Die geplatzte DDR-Tournee
    1983 ist Bap die Band der Stunde. Obwophl Wolfgang Niedecken durchweg auf Kölsch singt, hat Bap auch in der DDR viele Fans. Die Band plant für die zweite Januarhälfte 1984 eine Tournee mit 14 Auftritten in 13 Städten. Den Auftakt soll ein Auftritt beim Festival „Rock für den Frieden“ im Palast der Republik bilden. Am Ende findet das Festival ohne die Kölner Band statt – und die komplette Tournee platzt.
  • Neues vom Universal Soldier
    50 Jahre nachdem sie mit „Universal Soldier“ einen Protestsong-Klassiker geschaffen hat, veröffentlicht Buffy Sainte-Marie den Song „The War Racket“. Der Titel geht zurück auf den Essay „War Is A Racket“ („Krieg ist ein schmutziges Geschäft“) von 1935. Der Autor Smedley D. Butler rechnet darin mit den Kriegen ab, die die USA in der Karibik führten, kritisiert den Kriegseintritt im Ersten Weltkrieg und warnt vor einer sich anbahnenden Auseinandersetzung mit Japan.
  • Ein ukrainisches Volkslied geht um die Welt
    Als das Telefon klingelt, ist Andriy Khlyvnyuk vorsichtig. Der Anrufer gibt sich als David Gilmour aus, Gitarrist und Sänger der legendären Rockband Pink Floyd. Khlyvnyuk hat selbst eine Band, er ist Sänger bei BoomBox, einer der bekanntesten Gruppen der Ukraine. Doch seit ein paar Tagen herrscht Krieg: Russland hat das Land angegriffen, während Khlyvnyuk in den USA war. Er hat die Tournee sofort abgebrochen und sich dem Militär angeschlossen, um seine Heimat zu verteidigen.
  • Say It Loud! Folge 2: Arbeit & Geld
    Ihr beautiful people! Im vergangenen Jahr haben Jo Ambros und ich eine Bühnenshow gestartet, in der sich alles um Protestsongs, Revolutionslieder, Arbeiter- und überhaupt engagierte Songs dreht – und das in der schönsten Lese- und Auftrittslocation im ganzen Prenzlauer Berg! Jo spielt Gitarre, ich lese Texte aus meinem Blog, wir schauen Videos, quatschen, und gesungen wird […]
  • Feminismus auf dem Dancefloor
    In der Zeit ihres künstlerischen Durchbruchs interessiert sich Eurythmics-Sängerin Annie Lennox für die Bewegung der Suffragetten, die in Großbritannien und den USA Anfang des 20. Jahrhunderts mit Protestmärschen und Hungerstreiks das Frauenwahlrecht erkämpft hatten. Und sie stellt sich selbst eine Aufgabe: einen Popsong schreiben, der im Radio gespielt wird und trotzdem eine feministische Hymne ist.
  • Friedensengel, auf den Kopf gestellt
    Nicole, die 1982 mit ihrem Song „Ein bisschen Frieden“ den Grandprix gewinnt, ist anders als die Friedensaktivisten ihrer Zeit. Ein bisschen bieder vielleicht. Und ein bisschen katholischer. 2009 nimmt Jan Zehrfelds Band Panzerballett eine Version auf, die den Song aller Naivität beraubt.
  • Diversität, aktualisiert
    Billy Bragg findet, in den letzten 30 Jahren habe es im Kampf um die Rechte von Schwulen und Lesben viele Fortschritte gegeben. Dennoch gäbe es eine marginalisierte Gruppe, deren Legitimität auch in liberalen Kreisen mitunter in Frage gestellt werde: Transgender-Frauen. Bragg aktualisiert deshalb den Text seines Songs „Sexuality“.
  • Aussöhnung am Konzertflügel
    Das Lied, das fast genau ein Jahr nach der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags entstanden ist, wird zu einer Ikone der deutsch-französischen Aussöhnung. Barbara singt es bei jedem ihrer Konzerte: „Lasst diese Zeit nie wiederkehren / Und nie mehr Hass die Welt zerstören / Es wohnen Menschen, die ich liebe / In Göttingen, in Göttingen.“
  • Ein Lied aus dem spanischen Bürgerkrieg reist nach Südamerika
    Am 17. Juli 1936 putscht das Militär gegen die Zweite Spanische Republik, der Bürgerkrieg beginnt. Am Tag darauf gründet die kommunistische Partei einen paramilitärischen Verband, 150.000 Mann stark, um Madrid zu verteidigen. Seine Gründung und sein Führungspersonal werden umgehend in einem Song verewigt: „El Quinto Regimiento“ – „Das fünfte Regiment.“
  • Die großen Fragen
    An einem Abend schreibt Bob Dylan in der Musikkneipe praktisch in einem Rutsch einen neuen Text zur Melodie eines traditionellen Gospels („No More Auction Block“). Es geht ihm erstmals um das große Ganze. Und er stellt große Fragen.
  • Friedensappell aus dem Bett
    1969, lange bevor der Ausdruck „Bedroom Recording“ sich in der Musikwelt etabliert, nehmen John Lennon und Yoko Ono einen Song gewissermaßen im Bett auf.
  • Der Krieg schafft Arbeitsplätze
    Als am 2. Mai 1982 ein britisches Atom-U-Boot den argentinischen Kreuzer General Belgrano versenkt, steht auf der Titelseite der Londoner Boulevardzeitung ‚The Sun‘ die Schlagzeile „Gotcha!“ – „Erwischt!“ Bei dem Angriff verloren 323 Menschen ihr Leben. Costello ist entsetzt, über das Ereignis ebenso wie über die Form der Berichterstattung.
  • Lynchmorde in der Südstaatenidylle
    Billy Holiday braucht das Wort „Lynchmorde“ nicht einmal zu erwähnen. Sie besingt im Jahr 1939 ein Tabuthema: Fast 4.000 wurden in den USA seit Ende des 19. Jahrhunderts gelyncht. 90 Prozent dieser Morde fanden in den Südstaaten statt, vier Fünftel der Opfer waren Afroamerikaner.
  • „Wie die Message in den Song kam“ – live!
    Eine musikalische Lesung auf dem Festival des neues politischen Liedes: Theater Ost, Berlin, 28.8.202
  • Der Entertainer wird ernst
    Sam Cooke singt von Hoffnung – und der traurige, kurz vor der Resignation stehende Ton lässt die Zuhörer ahnen, wie sehr er sich zu seinem Optimismus aufraffen muss: „Es geht schon lange so, aber die Zeiten werden sich ändern.“
  • Vom Holzfällersong zum Friedenslied
    „Where Have All the Flowers Gone“ erscheint mitten im kalten Krieg, auf dem ersten Höhepunkt des atomaren Wettrüstens. Radio und Fernsehen tragen wenig zu seiner Verbreitung bei. Noch bis weit in die 1970er Jahre wird Pete Seeger vom US-Rundfunk boykottiert.
  • Der militärisch-industrielle Komplex
    In seiner Abschiedsrede warnt US-Präsident Dwight D. Eisenhower nun zum Erstaunen vieler Zuhörer vor dem, was er den „militärisch-industriellen Komplex“ nennt: Er fürchtet, dass ein massiv aufgerüstetes Land Konflikte vorschnell militärisch auszutragen bereits ist statt diplomatische Lösungen zu suchen. Die Rede inspiriert den jungen Bob Dylan zu seinem Song „Masters of War“.
  • Gesang der Gesänge
    Am 6. April 1941 überfällt die Wehrmacht Griechenland. Die grausame Besatzung dauert bereits zwei Jahre an, als der junge Grieche Iakovos Kambanellis bei dem Versuch, in die Schweiz zu fliehen, in Österreich verhaftet wird. Er wird ins Konzentrationslager Mauthausen bei Linz gebracht und bleibt dort bis zum Tag der Befreiung am 5. Mai 1945. Zwanzig Jahre später schreibt er einen Gedichtzyklus über die Zeit seiner Gefangenschaft und die Befreiung. In der Vertonung von Mikis Theodorakis wird der „Mauthausen-Zyklus“ weltberühmt.
  • Der Teufelskreis der Mauer
    Im Herbst 2016 feiert ein ungewöhnliches Musical seine Premiere in New York. Anaϊs Mitchell, eine freundlich-verhuschte Folk-Sängerin aus Vermont, hat den antiken Mythos von Orpheus und Eurydike für die Gegenwart adaptiert: Die Welt ist von Umweltzerstörung und Dürren geplagt. Eurydike liebt den idealistischen Orpheus, der arm ist wie sie, weil das Land so wenig hergibt. Den Zuschauern der Premiere bleibt bei dem Song “Why We Build the Wall” der Atem stehen. Er wirkt wie ein direkter Kommentar zu Donald Trumps Präsidentschaftswahlkampf, der gerade die USA aufwühlt.
  • Die Grenzen ausloten
    Am Ende des Videos wird Danger Dan mit Tomaten, Eiern und Torten beworfen. Mit ernster Miene hält der Sänger stand, verbeugt sich vor leerem Saal und tritt von der Bühne ab. Ende des Stücks.
  • Mietendrama
    Im Nachkriegs-London baut Peter Rachman ein Geflecht aus 33 Firmen auf, die seine Immobiliengeschäfte verschleiern, investiert in Nachtclubs, freundet sich mit Schauspielern an und fährt im Rolls Royce durch die Gegend. Er ist nicht der einzige Großvermieter, der Mieter systematisch vergrault, doch er ist der schillerndste. 1972 schreibt die Prog-Rock-Band Genesis, inspiriert von Rachmann, einen Song über die Londoner Wohnungsmisere.
  • Der Staat rappt zurück
    Anfang 2021 schreibt Yotuel Romero, Sänger der kubanischen Rap-Combo Orishas, einen Protestsong. Unterstützt von fünf weiteren Musikern beklagt er mangelnde Meinungsfreiheit, Polizeigewalt und die katastrophale Versorgungslage im Land an, die sich mit der Covid-Pandemie und dem Einbruch des Tourismus dramatisch zugespitzt hat. Im Refrain singen sie: „Wie rufen nicht mehr ‚Patria o muerte‘, sondern ‚Patria y vida’“ – nicht „Vaterland oder Tod“, sondern „Vaterland und Leben“. Allein das ist eine Provokation. Der Staat antwortet mit abstrusen eigenen Songs.
  • Die Vertreibung der Krimtataren
    Im Jahr 2016 singt Susana Jamaladinowa unter dem Künstlernamen Jamala im Finale des Eurovision Song Contests über die Deportation ihrer Landsleute. 200 Millionen Menschen hören, wie sie zunächst auf Englisch von Fremden singt, die in Häuser einbrechen und die Bewohner ermorden. Im Refrain wechselt sie die Sprache: „Yaşlığıma toyalmadım / Men bu yerde yaşalmadım“. Es sind die ersten Zeilen, die bei einem ESC auf Krimtatarisch gesungen werden. Sie bedeuten: „Ich konnte meine Jugend dort nicht verbringen / Weil ihr mir mein Land wegnahmt“.
  • Drei Streik-Klassiker
    „Wo ist das Politische Lied, wo sind die Protestsongs, wo ist die Revolution in der Musik?“ fragt sich Gitarrist Jo Ambros im Jahr 2020. „Was ist die gesellschaftliche Funktion von Musik, was ist meine gesellschaftliche Aufgabe als Musiker? Bin ich nur Schmuck, Unterhaltung, trage zur Kontemplation bei? Oder muss ich mich als öffentliche Person äußern, […]
  • Die Spur der Züge
    Auf den Spuren der Zugfahrten seiner Kindheit besucht der Komponist Steve Reich sein Kindermädchen, einen Zugschaffner und drei Holocaust-Überlebende. Aus ihren Erzählungen hört er die Sprachmelodie heraus und arrangiert daraus ein Streichquartett.
  • 2020 in einem Song zusammengefasst
    Am 18.6.2020 veröffentlicht der Rapper, Sänger und Schlagzeuger Anderson .Paak den Song „Lockdown“, dreieinhalb Wochen nach George Floyds gewaltsamem Tod. Mit seinem Song fängt Paak einen Moment ein, in dem alles zusammen kommt: Polizeigewalt, Rassismus, die Kriminalisierung der legitimen Black Lifes Matter-Proteste, die Pandemie. 2020 in a nutshell.
  • Politisch wider Willen
    Donald Trump spielt auf einer Wahlkampfveranstaltung den Song „Happy“ von Pharrell Williams. Am gleichen Tag hatte ein Attentäter in einer Synagoge elf Menschen erschossen. Der Musiker wehrt sich gegen die Vereinnahmung – und ist damit nicht allein.
  • Trauer und Wut
    Am Abend des 19. Februar 2020 erschießt ein Attentäter vier junge Menschen in einer Shisha-Bar in Hanau. Er fährt weiter in den Stadtteil Kesselstadt und ermordet auf einem Parkplatz und in einem Kiosk mit angeschlossenem Café weitere fünf Menschen. Der Täter geht gezielt vor: Alle Opfer haben einen Migrationshintergrund. Der Rapper Azzi Memo, der selbst aus Hanau stammt, versammelt 17 weitere Rapper und die Sängerin Rola um sich und nimmt mit ihnen einen Song auf: „Bist du wach?“
  • Der Kunst-Star singt gegen die Nachrüstung an
    Als US-Präsident Ronald Reagan zum Nato-Gipfeltreffen nach Deutschland kommt, versammeln sich 400.000 Menschen auf den Rheinwiesen im Bonner Stadtteil Beuel. Während des Musikprogramms steigt ein Mann mit Filzhut auf die Bühne: Der Kunst-Star Joseph Beuys greift sich das Mikrofon. Begleitet von der sozial engagierten Band Bap setzt er nicht etwa zu einer Rede an, sondern er singt.
  • Die Befreiung des Hurricans
    Als 1966 in einer Bar in der Kleinstadt Paterson drei Weiße erschossen werden, verhaftet die Polizei den Boxer Rubin Carter, genannt „Hurricane“, obwohl Augenzeugen schon bei der ersten Gegenüberstellung bekräftigen: Er war nicht der Täter! Carter sitzt Jahre lang unschuldig in Haft. 1975 setzt sich Bob Dylan für seine Freilassung ein.
  • Ugandas Popstar-Demokrat
    Gegen seine Verhaftung im Jahr 2018 hatten weltweit bekannte Musiker protestiert. 2021 will er bei den Präsidentschaftswahlen kandidieren. „Es ist immer gefährlich, gegen einen Diktator anzutreten,“ sagt der Musiker Bobi Wine. „Aber es ist gefährlicher, herumzusitzen und sich seinem Schicksal zu fügen.“
  • Protest gegen die Macho-Kultur
    Chiara Páez, ein 14-jähriges Mädchen aus der Kleinstadt Rufino in der argentinischen Provinz Santa Fe, ist im dritten Monat schwanger, als sie am 9. Mai 2015 nicht mehr nach Hause kommt. Bereits am nächsten Tag wird ihre Leiche gefunden. Páez wurde von ihrem 16-jährigen Freund ermordet, dem Vater des ungeborenen Kindes. Im ganzen Land formieren sich unter dem Motto „Ni Una Menos“ („Nicht eine weniger“) Protestmärsche.
  • Die Stadt des Lichts
    Herbst 1939, Paris bereitet sich auf den Krieg vor. Die Stadtverwaltung verpackt Statuen, Museen hängen Bilder ab, nachts werden Straßen und Häuser verdunkelt. An die Bevölkerung werden Gasmasken verteilt, die Bewohner nötigt man, bei Probealarm ihre Zeit in Kellern zu verschwenden. Im November nimmt ein sonniger Entertainer mit Strohhut einen beschwingten Song über all das auf, denn egal, was auf die Bewohner zukommt: Paris wird immer Paris bleiben!
  • Des Kaisers Rede als Reggae
    Am 4. Oktober 1963 hält der äthiopische Kaiser Haile Selassie I. in New York vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen ein flammendes Plädoyer für den Weltfrieden. 13 Jahre später wird die Rede zum Hit, als Bob Marley sie vertont.
  • Dieses Land wurde nie verkauft
    Zufällig erfährt eine Handvoll Ältester des Yolngu-Volkes im Jahr 1963, dass die Regierung ihr Land auf der Gove-Halbinsel im äußersten Norden Australiens zum Bauxit-Abbau freigeben will. Die Aborigines wollen das nicht hinnehmen. In zweifacher Ausfertigung reichen sie eine Petition ein: Sie malen sie mit Ocker auf eine Baumrinde und fügen ihr eine maschinengetippte englische Übersetzung bei. Die „Yolngu Bark Petition“ gilt heute als Meilenstein im Kampf um Landrechte.
  • Eine Band stellt EU-Pässe aus
    Mit Schwung schreitet die europäische Einigung voran. Die EU wächst Schritt für Schritt. 26 Staaten mit zusammen 400 Millionen Bewohnern schließen sich dem Schengener Abkommen an und bauen die Grenzen untereinander ab.
  • Triumphale Rückkehr
    1. Dezember 1989, drei Wochen zuvor ist die Mauer gefallen, Leipzig war mit seinen Demonstrationen ein wichtiger Schauplatz der friedlichen Revolution. Für Wolf Biermann ist es eine triumphale Rückkehr: Er spielt seinen ersten öffentlichen Auftritt in der DDR seit 25 Jahren.
  • Die Rapperin der Geflüchteten
    „Ich bin selbst Flüchtling“, sagt M.I.A. in einem Interview. „Als Teil des multikulturellen Britannien bin ich so etwas wie ein Vorzeigekind geworden. Ich kann mich nicht hinstellen und ihnen sagen: ‚Bleibt weg!‘ Ich will dazu beitragen, dass Multikulturalismus und Integration funktionieren und nicht als Problem gesehen werden.“
  • Gesang des Gastarbeiters
    Ata Canani, 1963 in Maras geboren, ist Kind eines türkischen Arbeiters und kommt mit 12 Jahren nach Deutschland. Mit 15 erfindet er den türkischen Song in deutscher Sprache, singt über das Aufwachsen in zwei Welten und fragt die deutschen Freunde: Wo gehören wir denn jetzt hin?
  • Schockvideo aus dem Irrenhaus
    Gambino singt und tanzt weiter auf die Kamera zu, gibt die Waffe an einen herbeigeeilten Helfer weiter, der sie auffällig sorgfältig in ein rotes Tuch legt. Um den Erschossenen kümmert sich niemand. „Das ist Amerika. Lass dich bloß nicht erwischen. Guck, was ich angerichtet hab!“ Es ist kein Zufall, dass das Video am 4. Mai 2018 erscheint. An diesem Tag hielt die US-Waffenlobbyorganisation NRA ihre Jahreshauptversammlung ab.
  • Den geilen Leuten Mut machen
    Die Punkrockband Feine Sahne Fischfilet, 2006 von Schülern in Mecklenburg-Vorpommern gegründet, hätte es sich einfach machen können und nach Hamburg oder Berlin ziehen, weg von dem Ärger. „Bleiben oder gehen“ nannten sie eines ihrer Alben – und blieben. „Ich würde mich immer auf die geilen Leute konzentrieren, die es überall gibt“, sagt Sänger Jan „Monchi“ Gorkow.
  • Tanz die Inflation!
    1975, Haiti leidet unter der Herrschaft des Duvalier-Clans. Sechs Jahre nach seiner Veröffentlichung nimmt die Tabou Combo ihren alten Song „Toyota“ im Exil noch einmal auf. Doch der alte Text ist nicht mehr zeitgemäß, einen Toyota kann sich in Haiti keiner leisten. Die neue Fassung hat nur zwei Strophen, doch die Armutsschere könnte man auch mit vielen Worten nicht besser beschreiben.
  • Freiheit unterm Regenschirm
    Im Herbst 2014 erlebt ein Song der hongkonger Popband Beyond aus dem Jahr 1993 einen zweiten Frühling, er wird von zehntausenden Menschen auf der Straße gesungen. Sie fordern mehr Demokratie und scharen sich um ein Lied, das eigentlich für eine ganz andere Gelegenheit geschrieben wurde, wie um ein Lagerfeuer.
  • Über 200 Jahre Trotz
    Jeder 68er in Deutschland kennt „Trotz alledem“, Hannes Waders Abrechnung mit SPD und Establishment. Die Geschichte des Liedes begann schon 1795 in Schottland: „For a‘ that“ war der erste politische Song, den der Nationaldichter Robert Burns an seinen Verleger schickte. Bis dato hatte er vor allem Liebeslieder geschrieben. Nun forderte er die Unabhängigkeit Schottlands und machte sich für die Abschaffung der Sklaverei stark.
  • Der Blutsonntag von Derry
    Es ist ein Sonntag, der 30. Januar 1972, als 15.000 Menschen in der Bogside, dem katholischen Teil der nordirischen Stadt Derry, für Bürgerrechte, bessere Wohnungen und gegen Diskriminierung protestieren. Die Stadt ist geteilt in privilegierte, protestantische Bewohner britischer Abstammung und verarmte, katholische Iren, die auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt nicht die gleichen Rechte haben. Die Situation eskaliert, als britische Fallschirmjäger auf Teilnehmer der Demo schießen. 13 sterben gleich, ein weiterer später.
  • Das coolste Kopftuch der Stadt
    Zur Choreographie des Videos gehört eine lässige Wickelbewegung in drei Schritten: Mona Haydar zeigt das Kopftuch cool und selbstbestimmt.
  • Marlene hatte andere Pläne
    „Ich war schwanger / Mir ging’s zum Kotzen / Ich wollt’s nicht haben / musste gar nicht erst nach fragen“. Mit vielen Kiekser und Ärger in der Stimme singt Nina Hagen 1978 über Schwangerschaftsabbrüche. In Ostberlin geboren und aufgewachsen, hat sie in der DDR gelernt, sich nicht zu verbiegen. In der Bundesrepublik singt sie nun hinaus, was ihr an der ollen Gesellschaft alles nicht passt.
  • Fela, Nigerias Rebell
    Gleich 1000 Soldaten der nigerianischen Armee sind angerückt, um ein Anwesen in einem Armenviertel der Hauptstadt Lagos zu stürmen. Am 18. Februar 1977 prügeln sie auf die knapp 100 Leute ein, die dort leben, vergewaltigen Frauen und brennen am Ende die Gebäude ab. Der Angriff gilt dem Musiker Fela Kuti.
  • Soundtrack der Wendezeit
    Pankow gelten als die Rolling Stones der DDR. Sänger André Herzberg, heute als Schriftsteller bekannt, ist damals ein Rockstar. Der Song „Langeweile“ fängt die lähmende Stimmung der spätern DDR ein. Im Radio darf er nicht gespielt werden – bis die Mauer fällt.
  • Palästinensischer Clubsound
    Von Palästina nach London: Die Musik von 47Soul schlägt eine Brücke zwischen der westlichen und der arabischen Welt. Und sie gibt Arabern und ihrer Popkultur eine selbstbewusste Stimme im Westen: Seht her, das sind wir!
  • Der Popstar zwischen allen Stühlen
    Paul Simon hatte sich mit dem ANC angelegt. Der African National Congress, der in Südafrika gegen das Apartheidsregime kämpfte, verfolgte Mitte der Achtziger einen strengen, von der UN angeregten Kulturboykott. Aus Solidarität sollten keine ausländischen Musiker in Südafrika auftreten – und keine südafrikanischen im Ausland. Das Album, das Simon damals trotzdem aufnahm, gilt heute als Meilenstein.
  • Chile wacht auf
    Chiles Präsident Piñera war als einer der reichsten Männer der Landes ins Amt gekommen, Besitzer eines Fernsehkanals, eines Fußballclubs und Anteilseigner der größten Fluggesellschaft – ein südamerikanischer Berlusconi. Die Rapperin Ana Tijoux meint genau ihn, wenn sie singt: „Wir marschieren und singen mit einer Stimme, in der Überzeugung, dass wir oft genug bestohlen wurden.“
  • Weiterbildung für Revolutionäre
    In der zunehmend heißen Phase der Auflehnung gegen den Somosa-Clan nehmen die Sandinisten den Truppen der Nationalgarde in Straßenkämpfen immer wieder Gewehre ab. Um die Waffen nutzen zu können, müssen militärisch unausgebildete Kämpfer geschult werden. Die Hälfte der Bevölkerung Nicaraguas sind Analphabeten. Die Musikkassetten der „Guitarra Armada“ erreichen auch diejenigen, die kein Flugblatt lesen können.
  • Punkrock für die Bergarbeiter
    1984, Großbritannien ist tief gespalten. Margret Thatcher will landesweit Zechen stilllegen und die Wirtschaft des Königreichs dauerhaft umbauen. Sie hat den Gewerkschaften, die ihr schon immer ein Dorn im Auge waren, den Kampf angesagt. Billy Bragg, ein wütender junger Mann aus einem Vorort von London, fährt mit seiner E-Gitarre nach Nordengland, um mit lauter Stimme und dem Feuer des Punkrock die Streikenden zu unterstützen.
  • Auf den Straßen marschiert der rechte Mob
    Udo Lindenberg hatte sich in den siebziger Jahren ein ganzes Ensemble von Kunstfiguren geschaffen, eine Rockrevue geschrieben und einen grotesk schrägen Film gedreht. Doch er erinnerte sich regelmäßig daran, dass Rock immer auch eine Musik der Straße und der politischen Anliegen gewesen war. Neben Spaßsongs erschien auf seiner LP „Götterdämmerung“ 1984 auch eine Warnung vor Neonazis.
  • Soul Brother Number One
    Als am 4. April 1968 der Bürgerrechtler Martin Luther King in Memphis erschossen wird, bricht sich die Wut bahn. Krawalle in 110 Städten, 39 Tote, tausende Verletzte, unzählige Verhaftungen sind die Folge. In Boston hingegen verlaufen die Nächte nach dem Attentat auffällig ruhig. Der Grund dafür ist ein Mann, den die Boulevardpresse gern als unkontrollierbaren Wilden darstellt: James Brown.